Finanziert mit Knorr-Suppe – ein Heilbronner Fabrikant und die Benin-Bronzen

 “fuer benin stehen fuenfzehntausend mark bereit brief folgt = graf linden”.¹ Erleichterung, aber auch Dringlichkeit sprechen aus diesem Telegramm vom 23. November 1898. Denn: Ein “Gönner”², d.h. ein Geldgeber, war gefunden.

Knappe zwei Wochen zuvor hatte Felix von Luschan (1854–1924), Direktorialassistent am Königlichen Museum für Völkerkunde zu Berlin, an Karl von Linden (1838–1910), den Nestor des Museums für Völker- und Länderkunde in Stuttgart (das heutige Linden-Museum), geschrieben, er stünde in „Unterhandlung wegen einer grossen Benin-Sammlung“, könne aber aufgrund fehlender Mittel nicht alle Stücke – gemeint sind Bronzen – für Berlin kaufen und würde einen Großteil, insgesamt 53 Bronzeköpfe und -platten, dem Stuttgarter Museum anbieten.³ Linden war begeistert, doch ihm fehlte ebenso das Geld. Dazu wandte er sich an den Heilbronner Fabrikanten Carl Knorr (1843–1921): Dieser solle eine Serie der Benin-Bronzen kaufen und Lindens Museum schenken. Doch aufgrund welcher Motive und zu welchem Zweck engagiert sich der Besitzer eines großen Lebensmittelunternehmens für den Kauf kolonialer Raubkunst? Und wie fügt Knorr sich in die zeitgenössischen Erwerbsnetzwerke ethnologischer Museen ein?

Die Benin-Bronzen: begehrte Ware

Zunächst ein Blick auf die begehrten Objekte: Am 18. Februar 1897 hatten britische Truppen Benin-City geplündert und dabei über 2000 Bronzen, Elfenbeinschnitzereien und andere Ethnographica nach Europa gebracht.⁴ Wurden diese vom britischen und europäischen Kunstmarkt zunächst nur mit verhaltenem Interesse angenommen, änderte sich dies ab dem Sommer 1897, als Ethnologen und Kunstkenner den Wert der Stücke erkannten. Im Jahr 1898 hatte sich daraus ein pulsierender Markt entwickelt.⁵ Eine lebhafte Konkurrenz trieb die Preise hoch, rief aber auch Kooperation zwischen ethnologischen Museen hervor. Galt es oft, die Artefakte von im Untergang begriffenen Kulturen – der Zusammenhang mit den kolonialen Unternehmungen der Europäer wurde durchaus erkannt – dauerhaft zu „retten“,⁶ ging es bei den Benin-Bronzen in erster Linie darum, qualitativ und quantitativ herauszustechen.⁷ Davon angetrieben, versuchten sowohl Luschan als auch Linden die besten Stücke für ihr jeweiliges Museum zu sichern. Ihr intensiver Briefwechsel enthält nicht nur Detailfragen zum Kauf der Objekte, sondern gibt auch einen Einblick in Erwartungen und Sorgen der Beteiligten. Immer wieder fällt die Angst vor dem Scheitern des Projekts auf. Zudem war Knorrs Beitrag, auch wenn er am 23. November 15.000 Mark (umgerechnet etwa 120.000 Euro),⁸ bewilligt hatte, keineswegs sicher. Zwei Tage später muss Graf Linden nach Berlin melden: „garantieschein 26 stunden nach unterzeichnung zurueckgezogen, morgen fruehe entscheidende telefon besprechung mit goenner“.⁹

Carl Knorr – Geldgeber und Netzwerker

Carl Knorr war im Jahr 1898 ein angesehener Geschäftsmann. Seine Lebensmittelfirma, die er 1875 nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte, expandierte: Die Suppenpräserven, allen voran die 1889 auf den Markt gebrachte Erbswurst, waren ein Verkaufsschlager. Stolz hatte sich die Firma 1897 auf der Heilbronner Industrie- und Gewerbeausstellung als „Unternehmen von Weltgeltung“ präsentiert.¹⁰

In Korrespondenz mit Linden und Luschan verhandelte Knorr hart. Dies wird in einem Brief deutlich, den Lindens Freund und Kollege Kurt Lampert (1854–1918) am 27. November an Luschan schreibt: Nach “einer langen Nachzuredung” habe sich Knorr schließlich doch umstimmen lassen, das Geld bereitzustellen. Dafür stellte er aber die Bedingung, beim Kauf persönlich dabei zu sein.¹¹ So reisten schließlich vom 11. Dezember Lampert (im Auftrag Lindens) und Knorr nach Berlin, wo sie von Luschan empfangen wurden.¹²

Für Knorr war dies die Gelegenheit, bei einem gemeinsamen Abendessen Kontakt zu Felix von Luschan zu knüpfen.¹³ Hier zeigt sich die Ambition und der Anspruch industrieller Kreise, sich als Teil einer großbürgerlichen Elite zu bestätigen, die sich in exklusiv verstandenen Netzwerken konstituierte.¹⁴ Knorr suchte also nach Geschäftskontakten und nach Zugang zur Berliner High Society. In Luschan, der sowohl in der Berliner Gesellschaft bestens vernetzt war¹⁵ als auch wertvolle Kontakte zu Hamburger Handelshäusern unterhielt,¹⁶ fand Knorr beides.

Zudem wollte Knorr sich persönlich vom materiellen und ästhetischen Wert der Bronzen überzeugen. Denn bürgerliches Mäzenatentum beruhte auf der „Inszenierung sozialer Macht mit Mitteln der Kultur“.¹⁷ Der Name eines Mäzens ging öffentlichkeitswirksam eine Verbindung mit seiner Stiftung ein. Dies ist auch bei Knorr der Fall: 1901 veröffentlichte Felix von Luschan die Abhandlung „Die Karl Knorr’sche Sammlung von Benin-Bronzen“.¹⁸ Die Erstellung eines Katalogs mit dem Stifternamen im Titel war schon im Briefwechsel angeregt worden.¹⁹ Knorr bezweckte also, die Reputation des eigenen Namens mithilfe des Prestiges der Sammlung zu erhöhen. Dieses kulturelle Kapital²⁰ war umso größer, je exklusiver und einzigartiger die Sammlung wahrgenommen wurde. Er verließ sich hier nicht auf die Fachkenntnis Luschans oder Lindens, sondern versicherte sich persönlich der Qualität der Stücke.

Knorr nutzte seinen Berlin-Aufenthalt auch, um selbst Objekte zu erwerben. Dies zeigt ein Brief, den er noch in Berlin an Luschan verfasste. Er schrieb: „Vielen Dank […] für die Nachricht, daß ich die Hamburger Sachen zu M. 340,– erhalten habe“.²¹ Vermutlich handelte es sich ebenfalls um Artefakte kolonialer Provenienz; schließlich war Hamburg der größte Umschlagplatz für Kolonialwaren und Felix von Luschan in Berlin Dreh- und Angelpunkt bei Erwerb, Vermittlung und Weiterverkauf kolonialer Kunstobjekte. Zudem verzeichnet der Katalog der deutschen Marine- und Kolonialausstellung 1902, die in Heilbronn stattfand, eine eigene Sammlung Knorr.²² Außerdem war Knorr schon seit 1883 Mitglied der Heilbronner Ortsgruppe des erst 1882 gegründeten Kolonialvereins (ab 1887 Deutsche Kolonialgesellschaft).²³ Hier überkreuzen sich wirtschaftliche und persönliche Interessen. Denn einerseits gehörte es Ende des 19. Jahrhunderts im großbürgerlichen Milieu zum guten Ton, eine gewisse Kolonialaffinität zu zeigen,²⁴ andererseits hatte Knorr handfeste Geschäftsinteressen in den Kolonien: Seine Suppenpräserven verkauften sich als Militärnahrung besonders gut in Übersee.²⁵

Knorrs Stiftung der Benin-Bronzen lässt sich noch aus einem komplementären Blickwinkel greifen: Industrielle Eliten Ende des 19. Jahrhunderts suchten verstärkt Staatsnähe²⁶ und Knorr sah in seinem Engagement eine persönliche Chance. Im ehemaligen Kammerherrn Graf Linden hatte Knorr einen Kontakt, der über direkten Zugang zum württembergischen König verfügte.²⁷ Zudem waren von den 15.000 Mark nur zwei Drittel für Stücke für Lindens Museum vorgesehen. Für die restlichen 5.000 Mark sollten Bronzen für den württembergischen Staat erworben werden.²⁸ Knorr bestand hartnäckig darauf, dass der Versand der Stücke aus Berlin über Heilbronn erfolgen sollte. So wäre er in direkte Beziehung zum Hof getreten. Nur mit Mühe erwirkten Linden und Lampert den Direktversand nach Stuttgart.²⁹ Allerdings mussten sie akzeptieren, die Objekte zunächst nur als Leihgabe zu erhalten.³⁰ Wahrscheinlich hing diese doppelte strategische Annährung an den Hof mit Knorrs Ernennung zum Kommerzienrat 1899 zusammen. Sicher ist: Dieser Titel war bei Unternehmern sehr begehrt³¹ und mäzenatisches Engagement war ein typischer Weg, in dieser Weise anerkannt zu werden.³²

Hatte womöglich Linden Knorr vorgeschlagen? Einige Indizien deuten darauf hin. Schon am 27.11. schrieb Linden an den württembergischen Innenminister Johann von Pischek (1843–1916), er würde „in Sachen der Benin-Bronzen in Verhandlungen“ eintreten. Hinzu fügte er:³³

“Unter selbstverstaendlichem Festhalten an der Erklaerung vom 25. Nvbr d. I. d[iesen] J[ahres] bittet Herr Knorr um die Genehmigung, erst nach der Titelverleihung die kgl. Staatsregierung […] um Annahme der diesfalls beabsichtigten Stiftung ersuchen zu dürfen. […] Euer Exzellenz die ganz ergebene Mitteilung mache, dass Herr Knorr den intimen Wunsch hat, es möchte die Verleihung zu Weihnachten d[iesen] J[ahres] vor dem 1. Januar […] erfolgen”

Welche Titelverleihung? Dies wird nicht näher ausgeführt. Auffallend ist allerdings, dass der 27. November der Tag der „langen Nachzuredung“ war. Hatte Linden hier seine Kontakte spielen lassen und Knorr ein attraktives Angebot unterbreitet? Zwar erhielt Knorr den Titel nicht an Weihnachten 1898, jedoch gibt die Heilbronner Chronik zu Protokoll, „Karl Knorr Kommerzienrat“ habe am 25. Februar 1899 in der Heilbronner Harmonie einen Toast zu Ehren des königlichen Geburtstags ausgesprochen.³⁴

Zeitlich passend hatte Graf Linden Anfang Januar 1899 nicht nur König Wilhelm II. (1884–1921, r. 1891–1918) über die Sammlung berichtet, sondern auch die Minister von Pischek und von Sarwey (Minister des Kirchen- und Schulwesens, 1825–1900) über den erfolgreichen Erwerb und Knorrs Beitrag informiert.³⁵ Schließlich korrespondierte Linden mit dem stellvertretenden Chef des königlichen Kabinetts Karl Freiherr von Gemmingen-Guttenberg (1861–1953). Noch mehr als gegenüber den Ministern betonte er hier Knorrs Rolle. So sei die Sammlung „der großen Liberalität u. dem Gemeinsinn des Herrn Fabrikanten Karl Knorr zu Heilbronn [Unterstreichung im Original, CE]“³⁶ zu verdanken. An Knorr schrieb Linden, er habe über dessen „Verdienste“ in „eingehender Weise“³⁷ berichtet. Zusammengenommen hatte Linden so nicht nur Knorrs Beitrag gegenüber den entscheidenden Personen gewürdigt, sondern gleichzeitig auch wirkungsvoll Werbung für sich und sein Museum gemacht. Hängt nun Knorrs Ernennung mit seiner Stiftung zusammen? Sicher lässt es sich nicht sagen, einiges deutet aber darauf hin.³⁸

Knorr, ein Profiteur des Kolonialismus?

Knorrs Engagement war für ihn in jeder Hinsicht vorteilhaft: Er erweiterte sein persönliches Netzwerk, wandelte ökonomisches in soziales und kulturelles Kapital um³⁹ und empfahl sich zugleich staatsnahen Kreisen. So bestätigte er sich als Teil einer wirtschaftlich-kulturellen Elite. Aus geschäftlichem und persönlichem Interesse war der Erwerb der Benin-Bronzen eine willkommene Gelegenheit, die öffentlichkeitswirksame Ausstellung kolonialer Objekte zu unterstützen. Denn die museale Projektion blendete einerseits die gewaltsamen Erwerbshintergründe aus, andererseits diente sie der „wissenschaftlichen Legitimierung der kolonialen Expansion“.⁴⁰ Als Mäzen war Knorr entscheidend für den Erwerb ethnographischer Objekte, da die Museen auf das Geld ihrer „Gönner“ angewiesen waren. Dies verdeutlicht wie eng verflochten der Aufstieg der ethnographischen Museen mit dem Streben des industriellen Großbürgertums nach gesellschaftlicher und kultureller Anerkennung war.

Im Jahr 2022 wurde schließlich ein Großteil der Bronzen an Nigeria restituiert.⁴¹ Auch hat das Linden-Museum 2016 (entfristet seit 2021) eine Provenienzforschungsstelle eingerichtet.⁴² Dass die lokale Presse noch 2004 stolz verkündete, „die erste Würdigung afrikanischer Kunst von europäischer Seite“ sei „mit einem Heilbronner Namen verbunden“,⁴³ zeugt nicht nur davon, dass die kolonialen Hintergründe der Benin-Bronzen lange unbeachtet blieben,⁴⁴ sondern verdeutlicht auch, wie tief und weit verzweigt der deutsche Kolonialismus auch abseits der Metropolen gesellschaftlich verwurzelt war.

Ein Gastbeitrag von Clemens Eberlein

#Knorr #Heilbronn#Raubkunst #Kolonialismus #Benin-Bronzen

Redaktioneller Hinweis:

Dieser Beitrag erschien am 16.10./10.11.2024 im Blog des Instituts für Geschichtsdidaktik und Public History der Eberhard Karls Universität Tübingen https://www.historischer-augenblick.de/. Wir danken den Betreibern dieses Blogs für die Erlaubnis, den Beitrag in leicht geänderter Fassung ebenfalls hier im Blog des Stadtarchivs Heilbronn veröffentlichen zu dürfen.

1. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 211 („Die Erwerbung ethnologischer Gegenstände aus der Benin-Expedition“, Bd. 2), Staatliche Museen zu Berlin, Ethnologisches Museum. Permalink: https://id.smb.museum/object/785013. ↩︎
2. Der Begriff „Gönner“ wird regelmäßig für externe Geldgeber verwendet (vgl. ibid. Bl. 206 / Bl. 229). Zeitgenössische Synonyme sind „Stifter“ oder „Mäzen“. Vgl. Frey, Manuel, Die Moral des Schenkens. Zum Bedeutungswandel des Begriffs „Mäzen“ in der Bürgerlichen Gesellschaft, in: Gaehtgens, Thomas W. / Schieder, Martin (Hg.): Mäzenatisches Handeln, Studien zur Kultur des Bürgersinns in der Gesellschaft. Festschrift für Günter Braun zum 70. Geburtstag (Bürgerlichkeit, Wertewandel, Mäzenatentum 1), Berlin 1998, S. 11–29, hier S. 21. Zum Begriff des „Stifters“: Pielhoff, Stephen, Stifter und Anstifter. Vermittler zwischen „Zivilgesellschaft“, Kommune und Staat im Kaiserreich, in: Geschichte und Gesellschaft 33/1 (2007), S. 10–45. ↩︎
3. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 205. Brief von Luschan an Linden (10.11.1898). Luschan erhielt die Bronzen über das Hamburger Handelshaus H. Bey & Co. Vgl. ibid. Bl. 155–169. ↩︎
4. Vgl. Habermas, Rebekka: Benin Bronzen im Kaiserreich – oder warum koloniale Objekte so viel Ärger machen, in: Historische Anthropologie 25/3 (2017), S. 327–352, hier S. 336; Zu den Kolonialexpeditionen vgl. auch: Plankensteiner, Barbara, Benin. Geraubte Geschichte, 2. Aufl., Berlin 2023, S. 22. ↩︎
5. Vgl. Penny, H. Glenn, Im Schatten Humboldts. Eine tragische Geschichte der deutschen Ethnologie, München 2019, S. 121-122. Siehe auch: Luschan, Felix von, Die Karl Knorr’sche Sammlung von Benin-Altertümern im Museum für Länder- und Völkerkunde in Stuttgart, Berlin 1901, S. 3. ↩︎
6. Vgl. Habermas (2017), Benin Bronzen, S. 331: Das Schlagwort ist „salvation paradigm“. ↩︎
7. Dies zeigt ein Brief Luschans an Linden vom 28.11.1898. SMB-EM, I/MV 0675, E 1151/1898, Bl. 222. Siehe auch: Penny (2019), Im Schatten Humboldts, S. 123. ↩︎
8. Vgl. Deutsche Bundesbank (bundesbank.de), Kaufkraftäquivalente historischer Beträge in deutschen Währungen, Referenzjahr 2023, Stand: 19.01.2024, URL: https://web.archive.org/web/20240906161439/https://www.bundesbank.de/resource/blob/615162/94b87ff6d25eceb84c9cfb801162b334/mL/kaufkraftaequivalente-historischer-betraege-in-deutschen-waehrungen-data.pdf (Abruf: 8.9.2024). ↩︎
9. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 217. ↩︎
10. Zur Geschichte Knorrs vgl. Weckbach, Hubert, Mit der Erbswurst um die Welt – Carl Heinrich Knorr und seine Söhne Carl und Alfred, in ders., Heilbronner Köpfe (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn 42), Heilbronn 1998, S. 40–49, hier S. 40, 48. ↩︎
11. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 227. ↩︎
12. Vgl. ibid., Bl. 230: Brief von Lampert an Luschan (4.12.1898): Anreise vom 10. auf 11. Dezember. Vgl. zur Abreise ibid., Bl. 240: Brief von Knorr an Luschan (18.12.1898). ↩︎
13. Vgl. ibid, Bl. 238: Brief von Knorr an Luschan (15.12.1898). ↩︎
14. Vgl. Heisig, Ines, Kulturförderung als Prestigepolitik. Der Aufstieg der Unternehmerfamilie Heyl im Deutschen Kaiserreich, Berlin/Boston 2023, S. 18. Siehe auch: Clemens, Gabriele B., Städtische Kunstsammler und mäzenatisches Handeln. Französisch-deutscher Kulturtransfer im 19. Jahrhundert, in: Gammal, Jean El / Lüsebrinck, Hans-Jürgen / Clemens, Gabriele B. (Hg.), Städtischer Raum im Wandel / Espaces urbaines en mutation. Modernität – Mobilität – Repräsentationen, Berlin 2011, S. 105–120, hier S. 117. Sie spricht von einer „adlig-bürgerlichen Elitenkultur“. ↩︎
15. Vgl. Stelzig, Christine, Afrika am Museum für Völkerkunde zu Berlin, 1873–1919. Aneignung, Darstellung und Konstruktion eines Kontinents, Herbolzheim 2004, S. 84, 86. Siehe auch: Penny (2019), Im Schatten Humboldts, S. 123. ↩︎
16. Vgl. SMB-EM, I/MV 0765, E 1088/1898 / E 1151/1898, Bl.155–169: Briefwechsel mit H. Bey & Co. ↩︎
17. Frey, Manuel, Macht und Moral des Schenkens. Staat und bürgerliche Mäzene vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart (Bürgerlichkeit, Wertewandel, Mäzenatentum 4), Berlin 1999, S. 13. ↩︎
18. Luschan (1901), Die Karl Knorr’sche Sammlung. ↩︎
19. Linden-Museum, Korrespondenzmappe Knorr, Nr. 1524, Brief von Luschan an Linden, 14.12.1898. ↩︎
20. Bourdieu, Pierre: Ökonomisches Kapital, kulturelles Kapital, soziales Kapital, in: Bauer, Ullrich / Bittlingmayer, Uwe / Scherr, Albert (Hg.), Handbuch Bildungs- und Erziehungssoziologie, Wiesbaden 2012, S. 229–242, hier S. 235: „kulturelles Kapital ist materiell übertragbar“. Erstveröffentlichung in Kreckel, Reinhard (Hrsg.), Soziale Ungleichheiten, Soziale Welt, Sonderband 2, Göttingen 1983, S. 183–193. ↩︎
21. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 238. Brief von Knorr an Luschan (15.12.1898). ↩︎
22. StadtA HN, E002-1111, Bl. 11, Nr. 67 („Waffen aus dem deutschen Südseegebiet“, in: Katalog für die Deutsche Marine- und Kolonial-Ausstellung), S. 18. Vgl. auch: StadtA HN, ZS-12972, Nr. 10 (Neckarzeitung vom 05.09.1921), S. 6: „Heilbronner Chronik. Kommerzienrat Karl Knorr †“: „Die kolonialen Bestrebungen Deutschlands hatten in ihm einen warmen Förderer“, „besaß selbst eine reiche Sammlung kolonialer Erzeugnisse“. ↩︎
23. BArch R 8023/254, S. 75 (Deutscher Kolonialverein, Mitgliederverzeichnis, abgeschlossen Ende Dezember 1883, S. 47). Vgl. auch StadtA Heilbronn, ZS-6374, Bl. 1. ↩︎
24. Vgl. Dorrmann, Michael, Eduard Arnhold (1849–1925). Eine biographische Studie zu Unternehmer- und Mäzenatentum im Deutschen Kaiserreich, Berlin 2014, S. 79. Siehe auch: Kocka, Jürgen, Bürgertum und Bürgerlichkeit als Probleme der deutschen Geschichte vom späten 18. Zum frühen 20. Jahrhundert, in: ders. (Hg.), Bürger und Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert, Göttingen 1987, S. 21–63, hier S. 38. ↩︎
25. Vgl. Internes Schreiben der kgl. Württembergische Heeresintendantur zur Bewerbung Knorrs um Lieferung für die deutsche Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika, 1905, abgebildet in Müller, Bernhard: C. H. Knorr Nahrungsmittelfabriken Heilbronn – Werbung und Marketing. Heereslieferungen und Kriegseinwirkungen. Zwei Kapitel aus der Firmengeschichte – zwei Materialbündel für den Unterricht (Stadtgeschichte im Unterricht. Materialien für Lehrer und Schüler zur Lokalgeschichte), Heilbronn, 2. veränderte Aufl. 2020, S. 24. Siehe auch: Weckbach (1998), Knorr, S. 48. ↩︎
26. Vgl. Frey (1999), Macht und Moral, S. 72. ↩︎
27. Vgl. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 242: Brief Lindens an Luschan (20.01.1899): “Seine Majestät der König hat mir gesagt, dass er die Benin-Sammlung […] sehen wolle. Vgl. zu Linden auch: Grimme, Gesa: Provenienzforschung im Projekt „Schwieriges Erbe. Zum Umgang mit kolonialzeitlichen Objekten in ethnologischen Museen“. Abschlussbericht, Stuttgart 2018, S. 20. Linden war bis 1889 Oberkammerherr am württembergischen Hof gewesen. ↩︎
28. Vgl. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 212: Brief von Linden an Luschan (25.11.1898); und ibid. Bl. 229: Brief von Linden an Luschan (30.11.1898). Letztendlich landeten jedoch alle Stücke in Lindens Museum. ↩︎
29. SMB-EM, I/MV 0765, E 1151/1898, Bl. 237: Brief von Linden an Luschan (19.12.1898). Nur mit Mühe erwirkten Linden und Lampert für den Teil für ihr Museum den Direktversand. Noch am 15. Dezember stellte sich Knorr quer. Erst am Abend des 15. Dezembers bestätigte schließlich Lampert in einem Telegramm den Direktversand der Bronzen nach Stuttgart (Linden-Museum, Korrespondenzmappe Knorr, Nr. 1540, Telegramm Lamperts an Linden, 15.12.1898). ↩︎
30. Linden-Museum, Korrespondenzmappe Knorr, Nr. 1554, Brief Lamperts an Linden, 15.12.1898. Die eigentliche Schenkung erfolgte erst am 20.07.1899 (ibid. Brief Knorrs an Linden, 20.07.1899). ↩︎
31. Reitmayer, Morten, „Bürgerlichkeit“ als Habitus. Zur Lebensweise deutscher Großbankiers im Kaiserreich, in: Geschichte und Gesellschaft 25/1 (1999), S. 66–93, hier S. 88. Siehe auch: Heisig (2023), S. 154. ↩︎
32. Vgl. Dorrmann (2014), Eduard Arnhold, S. 153. ↩︎
33. Linden-Museum, Korrespondenzmappe Knorr, Brief Lindens an Staatsminister von Pischek, 27.11.1898. ↩︎
34. Dürr, Friedrich: Chronik der Stadt Heilbronn Band II: 1896–1921, Heilbronn 1922, S. 29. ↩︎
35. Linden-Museum, Korrespondenzmappe Knorr, Nr. 90, Brief Lindens an Knorr, 18.01.1899. Siehe auch: Ibid. Nr. 84, Brief Lindens an von Pischek, 17.01.1899; ibid., Nr. 85, Brief Lindens an von Sarwey, 18.01.1899. ↩︎
36. Ibid. Brief Lindens an Freiherr von Gemmingen, 18.01.1899. ↩︎
37. Ibid. Brief Lindens an Knorr, 18.01.1899. ↩︎
38. Zum Kontaktnetzwerk Lindens und zu Ordensverleihungen grundlegend: Himmelsbach, Markus: Briefe aus der “Mitte der Massai-Steppe”, “praktische Ehrungen” und der “Berliner Moloch” – Einblicke in das Sammlernetzwerk des Karl Graf von Linden, in: Tribus (Jahrbuch des Linden-Museums) 68, 2019, S. 110–145. Wichtig war unter anderem sein guter Kontakt zum Freiherrn von Gemmingen-Guttenberg (S. 133). ↩︎
39. Vgl. Bourdieu, Pierre, La distinction. Critique sociale du jugement, Paris 1979, S. 129, 137 : « convertibilité des différentes espèces du capital ». Siehe auch: Frey (1999), S. 18. ↩︎
40. Grimme 2018, Schwieriges Erbe, S. 7. ↩︎
41. Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg: 70 Benin-Objekte aus der Sammlung des Linden-Museums an Nigeria übertragen, Pressemitteilung 141/2022 vom 14.12.2022, URL: https://web.archive.org/web/20241007174648/https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/70-benin-objekte-aus-der-sammlung-des-linden-museums-an-nigeria-uebertragen (Abruf: 07.10.2024). Siehe auch: Joint Declaration on the Return of Benin Bronzes and Bilateral Museum Cooperation between The Federal Republic of Germany, represented by The Federal Foreign Office and The Federal Government Commissioner for Culture and the Media and The Federal Republic of Nigeria represented by The Federal Ministry of Information and Culture and The Ministry of Foreign Affairs, Berlin 01.07.2022, URL: https://web.archive.org/web/20240725164630/https://www.auswaertiges-amt.de/blob/2540404/8a42afe8f5d79683391f8188ee9ee016/220701-benin-bronzen-polerkl-data.pdf (Abruf: 07.10.2024). ↩︎
42. Die Ergebnisse zu den Benin-Bronzen werden im Museum und digital vorgestellt: https://sammlung-digital.lindenmuseum.de/en/topic/benin-restitution-as-a-process_13206 (Abruf: 30.10.2024). Auch viele andere Museen haben mittlerweile Provenienzforschungsstellen und -projekte eingerichtet. ↩︎
43. Heilbronner Stimme vom 26.02.2004. StadtA HN ZS-12972, Bl. 6. ↩︎
44. Seitdem ist allerdings die Literatur zu den Benin-Bronzen sprunghaft angewachsen. Der Hauptfokus liegt dabei auf der Restitutionsfrage. Aus der Fülle sei beispielhaft herausgegriffen: Savoy, Bénédicte, Afrikas Kampf um seine Kunst. Geschichte einer postkolonialen Niederlage, München 2021; Hicks, Dan, The Brutish Museums. The Benin Bronzes, Colonial Violence and Cultural Restitution, London 2021. ↩︎

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